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Die heiligen Berge von Wudang
Taijiquan

 

GruppeTaichi02„Taiji, die Große Schwelle, kommt von Wuji, der Grenzenlosigkeit. Sie ist der Anfang von Bewegung und Ruhe, die Mutter von Yang und Yin. In der Bewegung sind beide – Yin wie Yang – selbständig, in Ruhe fließen sie zu einer Einheit zusammen. ...

Obwohl es eine unendliche Anzahl von Verfhren gibt, bleiben die Prinzipien immer unverändert. Durch fleißiges Üben erreicht man die innere Energie der Einstellung auf den Gegner. Von dort aus kann man zur Erleuchtung des Geistes vordringen. Dies läßt sich nicht allein durch Intuition erreichen, sondern es erfordert viel Fleiß über lange Zeit. ...

Dein Körper muß so sensibel sein, dass du selbst die Berührung einer herabfallenden Feder wahrnimmst. Er muß so nachgiebig sein, dass selbst eine Fliege, die sich auf ihn setzt, eine Antwortbewegung hervorruft. ...“ (Wang Zongyue, aus: KEMPO – Die Kunst des Kampfes, 1988, Sportverlag Berlin)

Taijiquan wird oft als „Die große Schwelle“, „Das Höchste Letzte“ übersetzt. Seine Ursprünge lassen sich nicht mehr belegen, aber es ist davon auszugehen, dass es von daoistischen Mönchen entwickelt wurde. Die meisten der heute existierende Taiji-Stile verehren als ihren Urahn und Begründer des Taijiquan den daoistischen Meister Zhang San Feng, der im 12. Jahrhundert gelebt haben soll. Zhang San Feng erhielt eine klassische Ausbildung und lernte in seiner Jugend den Shaolin-Stil. Er war daoistischer Mönch im Tempel zur weißen Wolke (Beijing). Später wanderte er in die Wudang-Berge und lebte dort als Einsiedler.

Eine Legende besagt, im Schlaf hätte er das Wesen der inneren Kampfkünste erkannt, eine andere spricht von einem Kampf zwischen Schlange und Kranich, den der Meister beobachtet hat. Er bewunderte die „Kampfkunst“ beider Tiere und entwickelte entsprechend der daoistischen Grundgedanken (Yin und Yang, Fünf Elemente, 8 Trigramme) 13 grundsätzliche Bewegungsmuster. Daraus ging seine Schule „Vögel und Schlangen“ mit den Prinzipien Sanftheit und optimale Koordination aller Körperteile in Verbindung mit Qi hervor. Der neue Stil verbreitete sich schnell, spaltete sich in verschiedene Zweige auf und erhielt dann den umfassenden Namen „Wudang-Pai“ – vom Wudang-Berg kommend. Er war die Basis für die Entstehung der inneren Kampfkünste Bagua, Xingyi und Taijiquan (Taichi).

„Die echte Kunst des Nahkampfes hat ihre Grundlage in den Füßen. Sie wird in den Beinen weiter entwickelt, durch die Biegung der Taille und der Hüfte ausgerichtet und kommt in der Arbeit der Finger zum Ausdruck.“ (aus: KEMPO – Die Kunst des Kampfes, 1988, Sportverlag Berlin)

Entsprechend dieser Bewegungsprinzipien bewegt man sich im Taijiquan überwiegend langsam und fließend, „wie der Yangzi-Fluß langsam und unüberwindlich, in ständiger Bewegung“. Obwohl das Wasser weich und nachgiebig ist, kann es eine riesige Kraft entfalten und gräbt sich als Flußbett in Stein und Erde. Der menschliche Körper besteht größtenteils aus Wasser, daher lag es für die Taiji-Meister nahe, die Qualitäten und das Potential des Wassers beim Entwickeln der Taijiquan-Bewegungen einzubeziehen.

Aus der Entspannung entstehen Schnelligkeit und Kraft. In den Taijiquan-Bewegungen wechseln sich Yin und Yang ständig ab: die Arme ändern ihre Höhe, das Gewicht fließt von einem Fuß in den anderen, einer Drehung nach rechts folgt die Drehung nach links, dem Vorwärtsgehen folgt das Rückwärtsgehen usw. So entwickelt sich allmählich ein Gespür für den Wandel von Yin und Yang im Körper.

Das daoistische Grundprinzip – der Härte und Stärke mit Sanftheit und Geschmeidigkeit zu begegnen, also Yang mit Yin zu ergänzen – wird in den Taijiquan-Partnerübungen umgesetzt. Man folgt den Bewegungen des Partners anstatt mit Widerstand zu reagieren und neutralisiert so dessen Kraft und kann sie auf den Partner zurücklenken.

Taijiquan kann richtig ausgeführt eine Meditation in Bewegung sein, bei der man alle Gedanken sammelt und die Lebensenergie Qi kontrolliert fließen läßt. Durch die Bewegungen wird der gesamte Körper gedehnt, gekräftigt und die Körperhaltung optimiert. Man lernt das Entspannen und Loslassen in der Bewegung. Jedoch das Wichtigste ist die Entwicklung der geistigen Fähigkeiten: der Aufmerksamkeit, des Feingespürs, der inneren Ausgeglichenheit und Selbstsicherheit. Mit längerer Übepraxis verfeinern sich die Sinne und man gelangt zu neuen Erkenntnisstufen.

Das Taijiquan der Wudang-Tradition heißt „Wudang Michuan Taijiquan“  - Die Geheime Tradition des Wudang Taijiquan. Wie schon dieser Name vermuten läßt, wurden in der Vergangenheit nicht alle Kenntnisse der Wudang-Taiji-Meister beliebig unterrichtet, sondern nur an auserwählte Meisterschüler, sogenannte „Tudi“ weitergegeben, um das komplette Wissen zu bewahren und sicherzustellen, dass es verantwortungsvoll genutzt und nicht mißbraucht wird. Auch heute halten sich die Taiji-Meister an diese Tradition, aber glücklicherweise unterrichten sie seit einigen Jahren nicht nur Schüler der Wudang-Berge, sondern öffnen sich auch dem Ausland.

 

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