Aus dem Daoismus ging ein Symbol hervor, dass mittlerweile auch im Westen als Symbol für die Harmonie aller Gegensätze bekannt ist, die Yin-Yang-Monade, im chin. „Taiji“ genannt. Es symbolisiert die Wechselwirkungen von Yin und Yang, zwei gegensätzlichen Polen, die ohne einander nicht existieren und immer eine Einheit bilden. Alle existierenden Dinge lassen sich in ihren Eigenschaften Yin und Yang zuordnen. So wie Tag (Yang) und Nacht (Yin) fließend ineinander übergehen und einen Zyklus bilden, lassen sich die meisten Naturphänomene mit der Yin-Yang-Monade beschreiben wie bspw. der Zyklus der Jahreszeiten oder die Stadien eines Lebens. Auch in der chin. Medizin bilden die Kenntnisse von Yin und Yang die Basis zur Diagnose und Therapie von Erkrankungen. In den inneren Kampfkünsten nutzt man dieses Prinzip der Ergänzung: man reagiert auf einen harten schnellen Angriff (Yang-Eigenschaften) durch Weichheit und Nachgiebigkeit (Yin) und neutralisiert so den Angriff, schafft einen Ausgleich von Yin und Yang. Wenn man den natürlichen Yin-Yang-Wechsel innerhalb des Körpers des Gegners spüren gelernt hat, kann man so mit wenig Einsatz einen körperlich überlegenen Gegner besiegen. Auch die Bewegungsabläufe der inneren Künste sind so angelegt, dass sich Yin und Yang ständig ergänzen und ineinander übergehen, so dass sich körperlich und psychisch Harmonie entwickelt.
Zum Verständnis der daoistischen Ideenlehre tragen ebenfalls die 8 Trigramme bei. Sie drücken mögliche Wandlungen von Yin und Yang aus, wobei die durchgehenden Linien die Kraft Yang verkörpern und die unterbrochenen Linien die Kraft Yin. Im Buch der Wandlungen „Yijing“ werden sie als Hexagramme beschrieben, so dass 64 verschiedene Yin-Yang-Zustände und ihre Wandlungen dokumentiert werden. Die innere Kampfkunst „Bakuazhang“ basiert auf den komplexen Gesetzmäßigkeiten, die im Yijing beschrieben werden.
Wer den Daoismus erfassen möchte und sich das Erkennen des Dao und das Leben im Einklang mit der Natur als Ziel stellt, erforscht meist aus verschiedenen Perspektiven:
1. Zur Grundlektüre der Daoisten gehören klassische Werke wie das „Daodejing” von Laozi; das Buch der Wandlungen – „Yijing“ sowie die Naturwissenschaften Physik und Astronomie.
2. Daoisten eignen sich Wissen der traditionellen chinesischen Medizin aus der Heilkräuterkunde, Ernährung, Akupunktur und Massage an.
3. Sie üben sich in Meditationsübungen (Nei dan), um ihr Qi – ihre Lebensenergie – zu nähren und ihren Geist ruhig und leer werden zu lassen. So lassen sich innewohnende Ressourcen aktivieren, Intuition und Kreativität entfalten und höhere Stufen des Bewußtseins erreichen.
4. Das beharrliche Üben der inneren Kampfkünste verhilft zu umfassender Gesundheit und dem praktischen Anwenden der daoistischen Lehren im Leben und im Kontakt mit Mitmenschen. Mit der Zeit entwickelt sich ein tiefes Körperbewußtsein und Feingespür für sich, die aktuelle Situation und den Partner.
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